Hi und herzlich willkommen bei Lass mal besser reden! Nach der Bundestagswahl habe ich euch alltagspraktische Hacks für gesunde Grenzen versprochen – denn auch Abgrenzung ist Selbstsorge, und die brauchen wir jetzt mehr denn je. Die Basics gesunder Grenzen könnt ihr hier nachlesen; Antworten auf sexistische Parolen gibt’s hier und Konter für übergriffige Kommentare bei Familienfeiern hier. Heute schauen wir uns genauer an, was es für gesunde Grenzen im Beruf braucht.
1. Schnellcheck: Billige oder teure Bitte?
Eine teure Bitte bringt viel Arbeit mit sich – und uns auf der Karriereleiter voran. Billige »Kannst du mal eben«-Bitten erreichen vor allem Frauen und halten sie in der Rolle der Zuarbeiterin fest: Mal eben das Meeting vorbereiten; mal eben das Protokoll übernehmen; mal eben die dreckigen Kaffeetassen wegräumen; mal eben Betriebsausflüge planen; mal eben Blumen und Karten für Geburtstage, Heiraten und Trauerfälle organisieren. Viele männliche Führungskräfte und Kollegen glauben, dass Frauen »so was einfach besser können« und Freude daran hätten – sonst würden sie es doch nicht ständig machen …?!
2. Neue Regeln aufstellen
Billige Bitten betreffen oft Aufgaben, die sich in keinem Organigramm finden. Zeit, das zu ändern: Benennt im nächsten Meeting alle Zeitfresser und entwickelt einen fairen Rotationsplan.
3. Belastung konkret machen
Überhäuft dich deine Führungskraft mit zusätzlichen Aufgaben? Dokumentiere, was du derzeit alles erledigst und welche Fristen dabei zu beachten sind. Schätze ein, wie viele Stunden du für die zusätzliche Arbeit brauchen wirst. Wie viele Überstunden pro Woche wären nötig, um alles parallel zu erledigen? Wie viele Überstunden hast du schon angehäuft und kommst nicht dazu, sie abzubauen? Teile die Dokumentation mit deiner Führungskraft und bitte um eine Entscheidung: Welche Aufgaben haben Priorität; welche können warten?
4. Shitlist anlegen
Sammle alle negativen Momente, die Überarbeitung dir eingebracht hat. Wie oft hast du Partner*in, Familie und Freund*innen hintangestellt; bei wie vielen Geburtstagen, Feiern oder Kurzurlauben warst du geistig abwesend oder hast sie wegen der Arbeit ganz abgesagt? Mach dir bewusst, welchen Preis du und dein Umfeld zahlt, wenn du dich nicht abgrenzt. Finde einen kleinen Gegenstand, der diesen Preis symbolisiert, und hab ihn im Berufsalltag als Reminder in der Hosen- oder Handtasche.
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Hab einen feinen Sonntag 🫶
Sehr wichtige Gedanken. Vor allen der Satz mit der mentalen Anwesenheit hat mich zum Nachdenken angeregt.