Grenzen zu setzen, bedeutet harte Arbeit – nicht nur für uns selbst, sondern auch für unser Gegenüber, das jetzt gefordert ist, sein oder ihr Verhalten zu ändern. Weil viele Menschen diese harte Arbeit lieber vermeiden wollen, reagieren sie zunächst mit Gegenwehr: Sie fühlen sich gekränkt. Sie beharren darauf, dass sie es »doch nur gut gemeint« hätten. Vielleicht behaupten sie sogar, sie würden von uns »zensiert« – und wollen nun erst recht das tun und durchsetzen, was ihnen »verboten« scheint. Deswegen reicht es nicht, eine Grenze einmal zu benennen und dann das Beste zu hoffen.
Effektive Abgrenzung besteht aus Wort und Tat:
1. Grenze benennen und Konsequenzen ankündigen
2. Konsequenzen ziehen
Wichtig: Konsequenzen zu ziehen, bedeutet nicht, dein Gegenüber »erziehen« zu wollen (ihr seid beide erwachsen) oder zu »bestrafen« (Strafen haben in einer respektvollen Beziehung keinen Platz). Auch um »Zensur« geht es nicht. Wir können andere gar nicht zensieren: Unser Gegenüber kann jederzeit alles sagen, was er oder sie will – im Rahmen geltender Gesetze, versteht sich. Wir müssen aber dabei nicht jedes Mal zuhören. Wir müssen nichts aushalten, was uns und unsere Werte verletzt.
Wenn dich z.B. ein Elternteil permanent abwertet und beschämt, du aber weiterhin täglich zum Telefonat bereitstehst und jeden Sonntag zum Kaffeebesuch kommst, ohne deine Verletzung auch nur einmal auf den Tisch zu bringen, hat dein Gegenüber keinen Anlass, das eigene Verhalten zu ändern. Ziehst du keine Konsequenzen, signalisierst du deinem Gegenüber (und auch dir selbst), dass es okay wäre, deine Grenzen zu missachten. Das kann dir langfristig emotional schaden.
Konsequenzen bedeuten, dass wir im Kontakt Bedingungen schaffen, mit denen es uns langfristig gut gehen kann.
Schritt 1: Mach dir deine persönliche Hausordnung bewusst. Wo kannst du dich auf Kompromisse einlassen und welches Verhalten kannst du auf keinen Fall akzeptieren? Welche Konsequenz soll auf eine Grenzüberschreitung folgen? Und vor allem: Welche Konsequenz ist realistisch? Es bringt nichts, dir vorzunehmen, z.B. aus Protest eine große Familienfeier zu verlassen und nach Hause zu fahren, wenn du eigentlich weißt, dass du das in der Situation nie übers Herz bringen würdest. Welche Konsequenzen sind für dich auch bei hoher innerer Anspannung umsetzbar? Wie wäre es, für den Anfang erst mal nur das Thema zu wechseln oder eine kurze Gesprächspause einzulegen, um ins Bad zu gehen oder eine Runde um den Block zu machen? Setz dir bewusst kleine Ziele. Je mehr Erfolgserlebnisse du sammelst, desto mehr Kraft hast du, um auch größere Ziele anzugehen.
Schritt 2: Lege dir kurze Sätze bereit, in denen du deine Grenze markierst und Konsequenzen aufzeigst, z.B.: »Du überschreitest gerade meine Grenze. Wenn du mich persönlich angreifst, werde ich nicht im Gespräch bleiben.«
Schritt 3: Wappne dich gegen Widerstand. Veränderung bedeutet Knochenarbeit. Dein Gegenüber wird diese Knochenarbeit erst auf sich nehmen, wenn sein oder ihr bisheriges Verhalten zu unbequem wird. Bis dahin ist es gut möglich, dass er oder sie versuchen wird, dich von deinem neuen Weg abzubringen, z.B. durch die Behauptung, deine Grenze ergebe keinen Sinn oder sei selbst grenzüberschreitend. Hab einen Satz parat, den du im Zweifelsfall mehrfach wiederholst, statt dich auf eine sinnlose Diskussion einzulassen, z.B.: »Ich muss mich für meine Grenzen nicht rechtfertigen« oder »Wenn du meine Grenze nicht verstehst, wird sie dadurch nicht weniger wichtig.«
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