5 schnelle Hacks, um Konflikte zu entschärfen
Zwei der häufigsten Gründe für Konflikte sind innere Kontenführung und Konsensfiktion. Wir glauben, dass wir selbst nur zurückgesteckt hätten, während unser Gegenüber endlich mal „liefern“ müsste. Wir attestieren uns selbst also ein positives „Verdienstkonto“ und unserem Gegenüber ein negatives „Verpflichtungskonto“. Und: Wir glauben, unsere Wahrnehmung sei die objektive und alleinige Wahrheit. Wir glauben, unser Gegenüber müsste die Situation genau so sehen wie wir, wenn er oder sie wirklich ehrlich zu sich selbst wäre.
In unseren Beziehungen – seien sie privat oder beruflich – verhandeln wir aber nur selten objektive und alleinige Wahrheiten. Unser Ziel sollte nicht darin bestehen, Diskussionen zu gewinnen, sondern die Beziehung so zu stärken, dass alle Wahrnehmungen und Bedürfnisse Platz haben und wir uns gemeinsam auf den Weg zum bestmöglichen Kompromiss machen.1 Ein erster Schritt dabei kann sein, Konflikte rechtzeitig zu entschärfen oder sogar zu verhindern. Anbei also 5 schnelle Hacks:
Konfliktsituation 1: Ein*e Freund*in listet immer wieder Momente auf, in denen du dich (gefühlt oder tatsächlich) verletzend verhalten hast. Du fühlst dich in die Ecke gedrängt und willst mit dem (gefühlten oder tatsächlichen) Fehlverhalten deines Gegenübers „kontern“.
Deeskalationsstrategie: „Ich würde mir sehr wünschen, dass wir nicht aufrechnen, wer was falsch gemacht hat, sondern gemeinsam festlegen, was wir ab jetzt besser machen können.“
Konfliktsituation 2: Deine Führungskraft schmettert deine Ideen pauschal ab: „Das geht nicht“. Du bist frustriert und wütend.
Deeskalationsstrategie: „Das möchte ich gern besser verstehen, um künftig passgenauere Impulse einzubringen. Was genau befürchten Sie?“
Konfliktsituation 3: Dein*e Partner*in greift dich mit unfairer Kritik an. Er oder sie schließt von einzelnen, veränderbaren Handlungen der letzten Wochen auf dich als ganze Person: „Nie machst du das Bad sauber! Nie fragst du, wie mein Tag war! Immer geht es nur um dich!“
Deeskalationsstrategie: „Wann wäre ein guter Moment, um dieses Gespräch in Ruhe zu führen?“
Konfliktsituation 4: Deine Führungskraft fordert immer wieder kurzfristig Überstunden ein und ignoriert dabei, dass du deine Kinder pünktlich aus der Schule abholen musst. Sie behauptet, die „Bedürfnisse“ von Teilzeitkräften „verstehe“ sie nicht.
Deeskalationsstrategie: „Können Sie mein Anliegen ernst nehmen, auch wenn Sie es nicht verstehen? Was brauchen Sie von mir, um es zu verstehen?“
Konfliktsituation 5: Deine Schwiegermutter ignoriert immer wieder deine Grenzen und blockt Kritik ab: „Du musst auch mich verstehen!“ Du bist wütend, weil du den Eindruck hast, dass sie es als Verständnis verkaufen will, wenn alles nach ihrem Willen läuft.
Deeskalationsstrategie: „An welchem Verhalten würdest du bemerken, dass du verstanden wirst?“
Kennst du jemanden, der oder die diese Sätze gerade gut gebrauchen könnte?
Mehr alltagstaugliche Hacks findest du in meinem Buch (drüben bei der Autorenwelt gibt’s noch signierte Exemplare). Hast du Themenwünsche oder interessierst dich für einen Workshop zu (De-)Radikalisierung oder effektiver Kommunikation? Schreib mir gern. Auf bald 🫶
Wichtig: Dieser Text dreht sich um Unstimmigkeiten und Konflikte, die nerven und belasten können – aber die in Beziehungen stattfinden, in denen wir sicher sind. Sobald wir mit Machtmissbrauch und Gewalt konfrontiert sind, ist die Zeit für kommunikative Interventionen abgelaufen und es geht nur noch um schnellstmögliche Distanz und Selbstschutz.