Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es.
Auch wenn es sich gerade anders anfühlen mag: Du bist nicht handlungsunfähig. Wir sind nicht handlungsunfähig. Im Gegenteil.
Knapp 80 Prozent haben NICHT die AfD gewählt.
Und es ist jetzt unser aller Entscheidung, ob wir nach diesem Wahlergebnis kapitulieren und unsere Überzeugungen, unsere Werte und unsere demokratische Wut aufgeben – oder ob wir uns endlich zusammenschließen. Jetzt, genau jetzt ist die Zeit, unsere Ressourcen zu bündeln, damit sie uns nicht mehr genommen werden können.
Schon so oft haben sich Menschen verbündet und gewonnen. Sie haben Rechte für Arbeitnehmer*innen, Unterstützung für Familien, internationale Freundschaft und Diplomatie durchgesetzt. Nicht nur Institutionen können eine Demokratie schützen (oder wiederherstellen), sondern auch eine mobilisierte Zivilgesellschaft. Wir können die Geschichte unseres Landes ändern, denn wir sind die Geschichte. Wir prägen ihre Chancen. Wir sind ihre Stimme. Wir treiben die Handlung voran. Unsere offene Gesellschaft ist nicht verloren – solange wir sie nicht verloren geben.
So wie bei jeder Veränderung ist es fatal, darauf zu warten, bis der richtige Moment kommt. Bis es sich richtig anfühlt, aktiv zu werden. Egal, ob es darum geht, unseren Körper durch mehr Bewegung zu stärken, unsere Beziehungen zu verbessern oder unsere Demokratie zu beschützen: Die Motivation und das Gefühl von richtig kommt für die meisten erst mit dem Handeln. Erst wenn wir uns aufgerafft haben, können wir spüren, dass es genau der richtige Moment war – und ist. Erst wenn wir ins Handeln kommen, erst wenn wir uns vernetzen, können wir spüren, dass wir wirklich nicht allein sind. Dass so viele andere auf und an unserer Seite kämpfen.
Der Aktivist Cleve Jones rät: »Finde einen Weg, dich zu wehren, der dir Freude macht und dich mit den Menschen verbindet, die du liebst.« Wir haben die längste Zeit unseres Lebens in einer stabilen Demokratie verbracht und an vielen Stellen von ihr profitiert. Jetzt ist es Zeit, diese Demokratie zu schützen, zu stärken und besser zu machen.
Welcher der vielen Wege, die dabei möglich sind, ist deiner? Willst du z.B. in der Schule deines Kindes gemeinsam mit anderen Eltern eine AG oder Infoveranstaltung organisieren, wo über die Wirkweisen von Populismus aufgeklärt wird und Kinder und Jugendliche dazu empowert werden, Manipulation frühzeitig zu erkennen? Willst du gemeinsam mit deiner Laufpartnerin Fördermitgliedschaften bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte abschließen, die mit ihren Partner*innen vor Gericht für Grund- und Menschenrechte in Deutschland und Europa kämpft? Willst du mit deiner Beziehungsperson Teil einer Arbeitsgemeinschaft oder Stadtteilgruppe einer demokratischen Partei werden, die sich in eurer Nachbarschaft gezielt für die Bedürfnisse von Eltern oder bessere Gesundheitsversorgung einsetzt? Willst du Dritte Orte, also Räume für Gemeinschaft und Austausch in deiner Umgebung fördern oder selbst einen gründen? In Berlin z.B. veranstalten Waldemar Zeiler und Kian Pariwar kostenlose Spieleabende mit Tischtennis und Brettspielen in der Markthalle Neun; das Ziel: eine deutschlandweite Ping Pong Community. Demokratie braucht Begegnung – jetzt mehr denn je. Und diese Begegnung darf leicht sein. Sie darf Spaß machen. Genau das schenkt uns Kraft.
Nimm dir den Raum, um die Wut, die Sorge, die Angst durchzufühlen. Nimm dir den Raum, gut für dich zu sorgen – Selbstfürsorge ist kein Luxus: Wenn wir ausbrennen, kann niemand von uns mehr für Veränderung kämpfen. Sei gut zu dir – und geh dann den nächsten Schritt. Ich bin sicher: Es gibt mindestens einen Dritten Ort, mindestens einen demokratischen Weg, der zu deinen Möglichkeiten und Bedürfnissen passt. Den Versuch ist es wert. Wie schrieb der große Autor Erich Kästner so treffend? »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.«
Und weil ich dich jetzt mehr denn je unterstützen möchte, in deiner Kraft zu bleiben, liefert dieser Newsletter dir ab sofort alltagspraktische Hacks für gesunde Grenzen. Ein intensives Kommunikationstraining findest du in meinem neuen Buch The Power of No. Warum wir endlich unbequem werden müssen – deine Vorbestellung wäre ein riesengroßes Geschenk.
Bis nächsten Sonntag, ich freu mich auf dich 🫶